Die Regale der Supermärkte quellen über vor cremigen weißen Saucen in Tuben und Gläsern, die alle eines versprechen: den authentischen Mayonnaise-Geschmack. Doch ein genauer Blick auf die Zutatenliste offenbart oft eine überraschende Wahrheit – viele dieser Produkte sind gar keine echte Mayonnaise im rechtlichen Sinne. Geschickte Marketingstrategien und kreative Produktbezeichnungen führen Verbraucher systematisch in die Irre.
Was macht echte Mayonnaise aus?
Echte Mayonnaise unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben. Nach den Leitsätzen für Feinkostsalate des Deutschen Lebensmittelbuchs muss Mayonnaise mindestens 70 Prozent Fett enthalten und ausschließlich aus Eigelb oder Vollei hergestellt werden. Diese traditionelle Emulsion aus Ei, Öl, Essig oder Zitronensaft sowie Gewürzen bildet die Grundlage für das, was rechtlich als „Mayonnaise“ bezeichnet werden darf.
Doch die Realität in den Supermarktregalen sieht anders aus. Viele Hersteller umgehen diese strengen Auflagen durch clevere Namensgebung und alternative Rezepturen, die deutlich kostengünstiger in der Herstellung sind.
Trickreiche Bezeichnungen erkennen
Die Kreativität der Produktentwickler kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, mayonnaise-ähnliche Produkte zu vermarkten, ohne die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Salatcreme ist dabei der häufigste Ersatz – sie darf bereits ab 50 Prozent Fettgehalt verkauft werden und kann statt Eigelb auch kostengünstigeres Vollei oder sogar Eipulver enthalten.
Versteckte Hinweise in der Produktbenennung
Besonders raffiniert sind Bezeichnungen wie „Mayo-Sauce“, „Mayonnaise-Art“ oder „nach Mayonnaise-Art“. Diese Formulierungen signalisieren dem Käufer Mayonnaise-Geschmack, ohne rechtlich bindende Zusagen zu machen. Auch englische Begriffe wie „Mayo Dressing“ oder „Creamy Sauce“ verschleiern oft, dass es sich um ein minderwertiges Ersatzprodukt handelt.
Einige Hersteller gehen noch weiter und verwenden Phantasienamen, die keinerlei Rückschluss auf die tatsächliche Produktkategorie zulassen. Erst die Zutatenliste und die Nährwertangaben bringen dann die Wahrheit ans Licht.
Warum Hersteller zu Ersatzprodukten greifen
Die Motivation für diese Praxis liegt auf der Hand: Kostenersparnis. Echter Mayonnaise-Herstellung erfordert hochwertige Zutaten und einen aufwendigen Emulgierprozess. Salatcremes und andere Ersatzprodukte lassen sich mit günstigeren Rohstoffen und vereinfachten Verfahren produzieren.
Statt teurem Eigelb verwenden Hersteller oft Vollei, Eipulver oder sogar pflanzliche Emulgatoren. Der geringere Fettgehalt wird durch Verdickungsmittel, Stabilisatoren und Geschmacksverstärker kompensiert. Das Ergebnis: ein Produkt, das optisch und geschmacklich der Mayonnaise ähnelt, aber zu einem Bruchteil der Kosten hergestellt werden kann.
Auswirkungen auf Geschmack und Qualität
Diese Kosteneinsparungen gehen zwangsläufig zu Lasten der Produktqualität. Echte Mayonnaise besitzt eine charakteristische cremige Textur und einen vollmundigen Geschmack, der durch die hochwertigen Zutaten entsteht. Ersatzprodukte wirken oft künstlicher, haben eine andere Konsistenz und einen flacheren Geschmack.
Besonders deutlich werden diese Unterschiede beim Kochen und Backen. Während echte Mayonnaise hitzebeständiger ist und sich besser in warme Gerichte einarbeiten lässt, können Ersatzprodukte bei höheren Temperaturen gerinnen oder ihre Konsistenz verlieren.
Gesundheitliche Aspekte nicht außer Acht lassen
Neben den geschmacklichen Unterschieden spielen auch gesundheitliche Überlegungen eine Rolle. Ersatzprodukte enthalten häufig mehr Zusatzstoffe wie Konservierungsstoffe, Verdickungsmittel und Geschmacksverstärker. Menschen mit Allergien oder Unverträglichkeiten sollten besonders aufmerksam sein, da sich hinter unklaren Produktbezeichnungen unerwartete Inhaltsstoffe verbergen können.
So durchschauen Sie die Tricks
Der effektivste Schutz vor irreführenden Verkaufsbezeichnungen ist eine systematische Produktanalyse. Ignorieren Sie zunächst den Produktnamen und konzentrieren Sie sich auf die rechtlich verpflichtende Verkehrsbezeichnung, die meist in kleinerer Schrift auf der Verpackung steht.
Die Zutatenliste verrät die ganze Wahrheit. Bei echter Mayonnaise stehen Öl und Eigelb ganz oben, gefolgt von Essig oder Zitronensaft. Finden Sie stattdessen Wasser, Verdickungsmittel oder unspezifische „Ei“-Angaben an prominenter Stelle, handelt es sich um ein Ersatzprodukt.
Nährwertangaben richtig interpretieren
Ein Blick auf die Nährwerttabelle bringt zusätzliche Klarheit. Echter Mayonnaise-Fettgehalt liegt bei mindestens 70 Gramm pro 100 Gramm Produkt. Alles darunter deutet auf Salatcreme oder andere Ersatzprodukte hin. Auch ein auffällig hoher Kohlenhydratanteil kann ein Indiz für zugesetzte Verdickungsmittel und Stabilisatoren sein.
Preisvergleich als Qualitätsindikator
Ein realistischer Preisvergleich hilft dabei, echte Mayonnaise von Ersatzprodukten zu unterscheiden. Hochwertige Zutaten wie Eigelb und kaltgepresste Öle haben ihren Preis. Verdächtig günstige Angebote deuten oft auf kostensparende Rezepturänderungen hin.
Dabei sollten Verbraucher nicht automatisch dem teuersten Produkt vertrauen. Auch im Premium-Segment finden sich Ersatzprodukte mit geschickter Vermarktung. Die Kombination aus Preis, Zutatenliste und Nährwertangaben gibt den zuverlässigsten Aufschluss über die tatsächliche Produktqualität.
Die Lebensmittelindustrie wird ihre kreativen Vermarktungsstrategien weiter verfeinern. Als mündiger Verbraucher haben Sie jedoch alle Werkzeuge in der Hand, um diese Tricks zu durchschauen. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gründliche Produktanalyse – Ihr Gaumen und Ihr Geldbeutel werden es Ihnen danken. Echte Qualität erkennt man nicht am Produktnamen, sondern an den Fakten auf der Verpackungsrückseite.
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